Weizen-Sauerteigbrot ohne Hefe |
Ergibt 2 Brote mit je 750 g Teigeinlage - Gesamtdauer: 28 Stunden |
Bei deutschen Bäckern anscheinend völlig unbekannt: Das Weizen-Sauerteigbrot. Während es in den USA schon längst zum Kulturgut aufgestiegen ist, sucht man es hier vergeblich. Daher ist selbst backen angesagt! |
Zutaten |
Quellstück
Sauerteig
Hauptteig
|
Kernelement des folgenden Zeitplans ist die lange Gare über Nacht. Der Teig entwickelt auf diese Weise sehr viel Aroma und läuft durch die niedrige Teigtemperatur beim Backen nicht so flach. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man recht flexibel am Backtag die Brote nacheinander backen kann, da eine Verlängerung der Gare um ein paar Stunden gar kein Problem ist. |
Tag 1 - 06:30 Uhr Quellstück herstellen: Sonnenblumenkerne und Leinsaat in der Pfanne anrösten. In eine hitzebeständige Schüssel umfüllen und mit dem Wasser übergießen. Abgedeckt bei Zimmertemperatur für 12 Stunden ruhen lassen. Gerne auch am Vorabend vorbereiten. Sauerteig herstellen: Alle Zutaten des Sauerteigs miteinander vermischen und abgedeckt bei 28 °C für 5 Stunden ruhen lassen. Tag 2: 10:30 Uhr Quellteig herstellen: Wasser und Mehl des Hauptteigs in die Schüssel der Küchenmaschine füllen und mit dem Knethaken auf Stufe 1 vermischen, sodass ein einheitlicher Teig entsteht. Den entstandenen Teig für ca. 1 Stunden quellen lassen. Tag 2: 11:30 Uhr Hauptteig herstellen: Sauerteig zum Quellteig hinzufügen und 10 Minuten auf Stufe 1 kneten. Salz hinzufügen und weitere 3 Minuten auf Stufe 2 kneten. Im Anschluss den Teig in einer Wanne ruhen lassen. Tag 2: 12:00 Uhr, 12:30 Uhr, 13:00 Uhr, 13:30 Uhr Quellstück hinzufügen, Dehnen und Falten (oder englisch: Coil Fold): Das Quellstück gleichmäßig über den Teig verteilen. Dann behutsam auf einer Seite unter den Teig greifen, den Teig lang nach oben dehnen und das Ende des Teiges unter den Rest falten. Nach und nach weiter zur Mitte unter den Teig greifen, dehnen und wieder nach unten einrollen. In der Mitte angekommen, die Wanne drehen und dieselbe Prozedur wiederholen. So entsteht schonend viel Spannung im Teig. Beim Dehnen und Falten sollte sehr behutsam vorgegangen werden, damit die im Teig entstandenen Gase eingefangen bleiben. Tag 2: 14:00 Uhr Teiglinge vorformen: Den Teig aus der Wanne auf die saubere Arbeitsfläche stürzen und leicht mit Mehl bestäuben. Den Teig mit einer Teigkarte halbieren und beide Teiglinge leicht rund wirken, sodass eine glatte Oberfläche entsteht. Die Teiglinge leicht bemehlen und unter einem Tuch ruhen lassen. Tag 2: 14:45 Uhr Finales Formen: Jeden Teigling mit der Teigkarte greifen und umdrehen. Darauf achten, dass nicht zu viel Mehl anhaftet und bei Bedarf abklopfen. Nun den Teigling mit den Fingerspitzen behutsam flach drücken. Die Unterseite nach oben falten. Links und rechts lang ziehen und beide Seiten zur Mitte falten. Das obere Ende auch lang ziehen und zur Mitte falten. Links und rechts die abstehenden Enden zur Mitte falten. Dann von unten nach oben aufrollen. Am besten für diese Technik einmal ein Video anschauen. Mit Schluss nach oben in einem leicht bemehlten Gärkorb mit Leinen-Einsatz legen und mit einer Haube abdecken. Im Kühlschrank bei ca. 6 °C bis zum nächsten Morgen ruhen lassen. Tag 2: Morgens Brot backen: Den Backofen bei Ober- und Unterhitze inkl. eines gusseisernen Topfs bei 250 °C vorheizen, was wegen des Topfes ca. 45 Minuten dauern sollte. Das Brot aus den Kühlschrank nehmen und vorsichtig in den Deckel des heißen Topfes stürzen, sodass der Schluss unten ist. Mit einem Brotmesser oder einer anderen scharfen Klinge schwungvoll einschneiden. Den Topf verschließen und in den Ofen legen. Die Backofentemperatur jetzt auf 230 °C reduzieren. Nach 20 Minuten den Topf öffnen und weitere 30 Minuten fertig backen. |
Hinweise |
Tipp: Saaten und Körner können nach Geschmack im Quellstück variiert werden. Auch kann der Gärkorb mit Saaten ausgestreut werden. Während der Gare im Kühlschrank werden die Körner am Teig kleben bleiben. |
Weizen-Sauerteigbrot ohne Hefe
Es ist meiner Ansicht nach eine handwerkliche Herausforderung dieses Brot zu backen. Es wird jedes Mal anders. Je nach Jahreszeit, Mehlsorte oder Stimmung der Bäckerin oder des Bäckers. Eines ist aber sicher: Der Geschmack ist immer ganz besonders. Die Kruste knusprig und die Krume chewy.
Das Sauerteigbrot von BREADLYST
Das A und O für ein Weizen-Sauerteigbrot ist ein sehr aktiver Weizen-Starter. Diesem geht es am besten, wenn er wieder und wieder aufgefrischt wird und dabei konstante Temperaturen vorfindet. Dies dauert in der Regel eher Wochen als Tage. Dieses Brot ist dann die Belohnung. Denn die Zutatenliste ist denkbar kurz: Mehl, Wasser und Salz. Als Aromatisierung gibt's noch ein paar Saaten; diese können alle Puristen aber auch getrost weglassen.
Der Ablauf im Überblick
-
1. Sauerteig
Mit Hilfe von ein wenig Weizenanstellgut wird ein reifer Sauerteig hergestellt. Dieser ist die einzige Triebkraft für dieses Brot, daher sollte der Sauerteig sehr aktiv sein.
-
2. Teigherstellung
Mit der Küchenmaschine und meditativem Dehnen und Falten wird das Teiggerüst gestärkt, damit das Brot schön aufgeht und fluffig wird.
-
3. Formen und Backen
Der Teig wird zu Teiglingen vorgeformt, anschließend final geformt. Im Gärkorb gibt es die letzte Ruhe über Nacht, um am Morgen danach gebacken zu werden. Am besten im Gusseisernen Topf.
1. Sauerteig
Das Thema Sauerteig kann ganze Bücher füllen, daher hier nur ganz kurz die wichtigsten Facts:
Der Sauerteig fühlt sich bei einer Temperatur von 28 °C am wohlsten. Hier haben Bakterien und Hefepilze beide gute Bedingungen für eine schnelle Vermehrung. Mehl und Wasser sollte bei der Sauerteig-Herstellung im Verhältnis 1:1 gemischt werden (Teigausbeute 200).
BREADLYST-Tipp
Alle kennen die tollen Crumb-Shots in den sozialen Netzwerken von Broten, die mit extrem viel Wasser hergestellt werden und atemberaubend grobporig werden.
Dafür ist sicherlich viel Erfahrung und Können notwendig, aber auch spezielle Mehle mit sehr hohen Gluten-Anteilen, die meist nicht in Deutschland wachsen. Deutscher Bio-Weizen aus der Region tut es auch, aber dann nicht mit den erwähnten Ergebnissen.
2. Teigherstellung
Den Start macht ein Quellteig aus Mehl und Wasser. So hat das Mehl Zeit ordentlich aufzuquellen. Erst dann kommen der reife Sauerteig und das Salz hinzu.
Wichtig für einen straffen Teig, der im Ofen schön aufgeht ist die anschließende Ruhephase mit regelmäßigem Dehnen und Falten. Dabei solltest du den Teig ganz behutsam behandeln, damit die in dieser Phase entstehenden Gase im Teig bleiben. Denn bereits jetzt wird an der Luftigkeit des Brotes gearbeitet.
3. Formen und Backen
In dieser Phase bekommt der Teig eine besonders lange Ruhephase. Nach dem Vorformen, finalen Formen geht es über Nacht in den Kühlschrank. Ein Gärkorb mit einem guten Leineneinsatz lässt den Teig selbst nach einer so langen Gare nicht ankleben. Am nächsten Morgen wird im gusseisernen Topf oder auf einem Backstein mit ordentlich Dampf gebacken.